Interview
Daniel FUCHS Täumel im Gespräch mit Olga Ponomarenko
Wie kommen Fuchs, der Frontman Der Apokalyptischen Reiter, und Daniel Täumel, der Künstler, eigentlich miteinander klar? Sind es Freunde, die einander unterstützen und bereichern, oder Rivalen, die um deine Zeit und Aufmerksamkeit kämpfen? Kannst du eine dieser Seiten als vorrangig bezeichnen oder versuchst du selbst sie irgendwie voneinander abzugrenzen?
Ich bleibe ich, die Themen sind ähnlich.
Musik ist das augenblicklich Gemeinsame, das erzeugen einer Schwingung die Gleichklang erzeugt. Malen ist so ziemlich das einsamste auf der Welt. Ich brauche beides.
In der Vergangenheit lag die Priorität immer auf der Musik durch die Pause entsteht gerade so etwas wie ein Gleichgewicht, welches sich sehr angenehm anfühlt. Ich habe endlich die Zeit Ausstellungen an zu nehmen. Im Oktober gehen meine Werke nach China. Das wäre im vollen “Reiterbetrieb” unmöglich gewesen.
Wie kannst du für dich die Aufgabe bzw. Berufung eines Künstlers formulieren? Zu welchen Gedanken/Gefühlen sollen deine Werke das Publikum anregen? Und was meinst du, wie gut kommen sie mit dieser Aufgabe klar?
Ein Künstler ist kein Schaf! Er betrachtet die Welt durch seine eigene ästhetische und individualisierte Brille. Er ist Schöpfer! Er möchte die Welt verändern und unterliegt dabei einem gewissen Handlungszwang. Kunst kommt nicht notwendiger Weise von Können sondern von müssen. Es ist ein kreativer Prozess. Eigentlich sind alle Menschen Künstler, die meisten haben es nur vergessen oder wissen nicht um ihre Macht. Kunst ist eine Sprache die Grenzen überwinden kann, aber auch neue Schafft und sie ist weit mehr als das erstellen von Werken. Jemanden zu trösten, ihm zu Mut und Inspiration zu verhelfen ist auch eine Kunst. Ich würde gern zu für mich sehr zentralen Fragen anregen. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir und wie sollten wir uns dabei begegnen?
Worin schöpfst du die Inspirationen für deine Arbeit?
Das Leben schreibt die Lieder und es malt auch die Bilder. Es sind die Höhen und Tiefen, die Suche nach Wahrheit, Erkenntnis und Sinn. Viele meiner Reiseerlebnisse werden zu Bildern aber auch die Unvorhersehbarkeit des Alltags. Unser Dasein ist voller Lügen und Ungerechtigkeit aber auch voller Schönheit und Liebe. Ich schöpfe aus einer Mischung aus Wut und Lebenslust.
Du arbeitest in vielen verschiedenen Techniken und mit unterschiedlichsten Medien: Holz, Farbe, Papier, Fotografie… und die Liste kann bestimmt lange fortgesetzt werden. Wie entscheidest du dich für eine bestimmte künstlerische Form und Darstellungsweise? Ist da ein gewisser Rationalismus dabei, wo du die Arbeit im Voraus durchplanst und bestimmte Ankerpunkte festsetzt, oder läuft es absolut impulsiv und ohne jegliche Vorstellungen darüber, wie genau das Ergebnis aussehen soll?
Alles ist möglich. Am liebsten ist mir Holz. Ich habe großen Respekt davor. Für eine aufwendige Foto- Session sollte man planen. Genauso wie ich für figürliches Arbeiten auch schon mal eine Skizze anfertige um sie am Ende wieder zu verwerfen. Oft bestimmen Ort und Zeitpunkt über die Wahl des Mediums. Im brasilianischen Regenwald schleppt man eher selten eine 2 Meter Holzplatte mit sich herum, Schreiben und Zeichnen kann fast überall und immer.
Welche klassischen Künstler oder welche künstlerische Epoche findest du besonders interessant aus der Sicht eines Betrachters?
Ich habe keine Lieblingsepoche, es gab immer Menschen die das Rad ein wenig weiter drehten und aus ihrer Zeit heraus die Dinge abermals neu erdachten beziehungsweiße ihr eigenes Universum entstehen ließen. Sehr interessiert bin ich an prähistorischer oder indigener Kunst da ich die Lebens- und Denkweisen das Wissen und die Weisheit dieser Völker als äußerst anregend empfinde.
Wie kannst du die moderne Rolle der Kunst definieren? Können künstlerische Werke heute soziale Relevanz haben und tatsächlich einen Einfluss auf Menschen und die Gesellschaft ausüben oder ist die Kunstszene eher eine in sich geschlossene Welt, die sich von der Realität abschottet und in einem eigenen Universum funktioniert?
Kunst kann sich heute mehr denn je außerhalb des Normativen bewegen und infrage stellen. Sie kann abgesehen vom ästhetischen Wert Utopien erschaffen oder eine neue Idee der Wirklichkeit erzeugen. Das Kunst einen Einfluss auf die Gesellschaft hat steht außer Frage.
Kannst du ein paar deiner persönlichen Lieblingswerke aus deinem Schaffen auswählen (wenn es geht, mit entsprechenden Bildern) und ein paar Worte zu jedem davon erzählen?
Ich habe keine Lieblingswerke aber hier ein paar der Letzteren:
Die-Reise-durch-das-Universum,(-Schichtholz-Relief-82+147cm-2015) beschäftigt sich mit der Frage nach Wiedergeburt und dem freien bzw. eigenem Willen. In wieweit sind wir Meister unseres Schicksals?
Salus- (Schichtholz Relief- 42 x 190 cm- 2016) – Ich gehe davon aus das, das Universum ein einziger symbiotisch angelegter Organismus ist. Die daraus resultierende Frage ist in wie weit sich der Mensch selbst reinigen oder heilen muss um letztendlich die Erde zu heilen um seinen Fortbestand zu sichern. Die Menschheit steht an einem Scheidepunkt der die Selbstvernichtung oder einen Bewusstseinssprung zur Folge hat.
Der tanzende Khmer- (Schichtholz Relief- 150 x 150 cm- 2016) entstand nach einer rauschenden Hochzeitsnacht auf der Mekong Insel Koh Trong. Eine der denkwürdigsten Nächte meines Lebens.
Und zu guter Letzt kann ich mir eine Frage zur Zukunft von DAR nicht verkneifen… Können die Fans sich schon Mal Hoffnungen machen, dass es bald irgendwelche interessanten Nachrichten in Sachen neue Songs/Konzerte gibt oder genießt ihr jetzt einfach die freie Zeit, ohne irgendwelche großen Pläne zu schmieden?
Ich schreibe Songs und in Kürze werden wir die einzige Reitershow für dieses Jahr in Slowenien spielen, weitere Pläne gibt es vorerst nicht.
Olga Ponomarenko – sagt danke …